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Wer 2003 oder 2011 glaubte die Stilllegungswelle auf slowakischen Nebenbahnen sei nun zu Ende sieht sich spätestens im Dezember 2012 getäuscht. Auch wenn es nicht ganz so schlimm kam wie angekündigt. Die Strecke 154 Strecke Hronská Dúbrava - Banská Štiavnica ist noch einmal mit einer zweijährigen "Galgenfrist von der Schippe gehüpft" Nichtsdestotrotz stand sie in meinem Plan für "Abschiedsfahrten" im Dezember 2012 mit drin. Doch dazu später. Beginnen wir am 2. Dezember 2012: Gerade noch auf dem Brocken geht es mit einer dreistündigen heimatlichen Rucksack-Wechselpause jetzt gen Südosten. Bis Ústí nad Labem nutze ich den EC 179. Nach einem schnellen Bahnsteigfoto und einem kleinen Stadtrundgang bleibt etwas Zeit den renovierten Bahnhof zu besichtigen.
Besonders erfreut bin ich über
das wieder an relativ zentraler Stelle installierte Bild aus der Zeit der ČSD.
Das nenne ich gelebten Denkmalschutz. 3. Dezember 2012 Ein paar Minuten später als geplant erwache ich dann nach relativ ruhigem Schlaf kurz vor Svit. Direkt verpasst habe ich bisher nichts, hüllt sich die Hohe Tatra in dichte Wolken und mir bleibt der ansonsten traumhafte Ausblick entlang der Strecke ab Štrba verwehrt.
In Košice (Kaschau) heißt es schnell den Zug zu wechseln, ein paar Fotos vom neuen Dieseltriebzug 861 001 werden natürlich auch noch gemacht. Nun folgt sozusagen als "Füllprogramm" eine Fahrt über das Dreieck Michaľany - Trebišov - Košice, wobei mir ein unerwarteter SEV zwischen Úpor und Trebišov meine Streckenkunde-Bilanz etwas verhagelt. Angesichts der landschaftlichen Beliebigkeit dieser Ecke wird es wohl kaum zu einem zweiten Versuch kommen.
Auch Bilder von den großflächig beschmierten Triebwagen der
Reihe 460 entstehen kaum, lediglich der 460 031 im aktuellem Lackierungsschema
der ZSSK -allerdings modellbahnerisch perfekt "gealtert"- ist mir etwas
Platz auf der Speicherkarte wert.
In Trebišov bleibt etwas Umsteigezeit, 861 001 begegnet mir wieder, wenig später rollt dann 750 164-6 mit ihrem Zr 1904 -gebildet aus einer ČD-Wagengarnitur- zum Lokwechsel auf E-Traktion herein. Auf dem Breitspurgleis herrscht heute leider absolute Ruhe, später sehe ich einige Oberleitungs-Revisions-Fahrzeuge als den vermutlichen Grund dieser Betriebsruhe auf der ohnehin nicht so dicht befahrenen Strecke Uschhorod - Košice. Wesentlich interessanter gestaltet sich dann die Fahrt nach Plaveč, insbesondere der jetzt schon dünn befahrene und ab Fahrplanwechsel noch weiter ausgedünnte Abschnitt Lipany - Plaveč erscheint mir selbst in der Dämmerung als landschaftlich lohnenswert. Aber bei diesem kaum nennenswerten Fahrplanangebot wohl kein einzelnes Ausflugsziel einer Fototour hierher. In Plaveč dann der Umstieg in einen 840er, auch diese modernen Fahrzeuge können die Betriebseinstellung auf den nun folgenden 16 Kilometern bis Stará Ľubovňa scheinbar nicht verhindern. Aber auf meiner Streckenkenntniskarte gibt es jetzt hier einen Haken. Nach unspektakulärer Fahrt bis Poprad-Tatry beziehe ich Quartier in der Pension "Jakub", direkt am Aus- und Einfahrgleis der Tatrabahn in ihr Bw gelegen das ideale Quartier für "Umlaufplan-Statistiker". Das etwas "plüschige" Zimmer erträgt man mit einem Grinsen, dafür ist die Küche absolut lobenswert. Ebenso der freiwillig angebotene Service für den Frühaufsteher einen großen Frühstücksbeutel als Ersatz für das verpasste Frühstücks-Büffet mitzugeben. 4. Dezember 2012: Auf dem Weg zum Bahnhof schaue ich mal kurz an der Rampe für "Auto im Reisezug" vorbei. Diese scheint man auch zur Anlieferung neuer PKW zu nutzen, der sonst in den Schnellzügen mitgeführte DDm und der Schlafwagen stehen abseits. Dafür warten sechzehn Škoda auf ihre neuen Besitzer.
Lediglich in Plesivec sind zwei Bardotkas mit ihren Güterzügen unbekannten Ziels zu sehen. Bis Zvolen kommt dann noch ein weiterer Güterzug entgegen.
Wir starten anschließend mit zwei Minuten Verspätung in Zvolen, so bleibt beim Umstieg in Hronská Dúbrava nur wenig Zeit für ein Bahnsteigfoto. Schließlich will ich den Zug auf der ebenfalls einstellungsbedrohten aber vorerst "geretteten" Strecke nach Banská Štiavnica (KBS 154) nicht verpassen. Auch hier sind durchaus einige Reisende im Zug, es ist aber nicht so, daß die "Brotbüchse" nun gleich bersten würde. In einer knappen halben Stunde Fahrtzeit geht es auf landschaftlich sehr interessanter Strecke in den bergbaugeprägten und inzwischen sogar zum Unesco-Weltkulturerbe erklärtem Ort. Hier bleibt dem Personal eine fünfzigminütige Pause und mir Gelegenheit für
ein paar Studien am und rund um dem 1948/49 errichteten
"realsozialistischem" Empfangsgebäude der bis 1943 als Schmalspurbahn
betriebenen Strecke
Hronská Dúbrava - Banská Štiavnica. Kurz vor Rückfahrt meines Zuges trifft auch noch ein junger Mann ein, der den Fahrkartenschalter öffnet und mir einige Erläuterungen zum heute als "Kunstbahnhof" genutzten Gebäude gibt. In Hronská Dúbrava dann die erste größere Verspätung, der R 833 "Urpín" bringt mich mit 15' zurück nach Zvolen. Das ist aber für mich überhaupt kein Problem, da ich heute sehr früh mein "Tagewerk" beende. So ist auch ein kleiner Irrweg bei der Suche nach meiner sehr weiterempfehlenswerten Pension "Aira" nicht weiter tragisch, 16.30 Uhr habe ich dann mein Quartier für die nächsten zwei Nächte bezogen. Nach einem diesmal völlig unslowakischem aber trotzdem sehr leckerem Essen in der Pizzeria gegenüber entstehen die ersten Zeilen dieses Berichts und dank freiem Weltnetz-Zugang kann ich auch mal nach den für die nächsten Tage recht optimistischen Wetterprognosen schauen. Weiter geht es im Teil 2: <Der Reiseplan als PDF-Tabelle> |