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Schmalspuriges außerhalb Budapest 2007 (Teil 2)

Heute geht es nun endlich mit Teil 2 der schmalspurigen Bahnen in Ungarn weiter.

Auf dem Wege von Kecskemét nach Nyíregyháza machten wir auch einen Zwischenhalt in Debrecen. Neben Stadt- und Nahverkehr gab es eine kurze Stippvisite bei der "Susibahn". Betrieb war an diesem Wochentag leider keiner, aber immerhin zwei Lokomotiven konnten wir vor dem Lokschuppen "sichten".




Nach unserer Quartiersuche im Raum Nyíregyháza machten wir am Abend noch schnell einen Abstecher zum Knotenpunkt Herminatanya. Immerhin sechsmal am Tage werden hier drei aus allen Richtungen ankommende Züge zerlegt und wieder neu zusammengestellt. Und das alles mit den darin sitzenden Fahrgästen. Es scheint auch so, als ob sich die Eisenbahner jeden Tag neue Varianten der Rangierbewegungen einfallen lassen.




Trotz aller "Hektik" bleibt immer noch etwas Zeit für ein abendliches Schwätzchen zwischen den Eisenbahnern.




Am nächsten Morgen sieht die Welt in Herminatanya natürlich viel sonniger aus. Die heute diensttuende Fahrdienstleiterin beobachtet die Einfahrt des ersten Zuges aus Richtung Dombrád.




Wenige Minuten später folgt der Zug aus Balsa. ;-) Nein, nicht der Zug ist aus Holz, sondern der Endbahnhof heißt so.
Die vermutlich nur noch als Bahndienstwagen hier abgestellten Flachwagen haben inzwischen auch einen frischen (und etwas gewöhnungsbedürftigen) Anstrich bekommen.

http://www.bahnhof-oschatz.de/800x533/XHU_Herminatanya_2007-09-20_02.JPG


Eigentlich gehört jetzt der dritte Zug aus Nyíregyháza dazu, der hat aber heute Verspätung und so wirft man den Umlaufplan (so es denn überhaupt einen gibt) etwas durcheinander. Die Kreuzung wird kurzerhand in den nächsten Kreuzungsbahnhof Buj verlegt. Mangels unserer noch nicht gefestigten Streckenkenntnis verpassen wir aber diese Besonderheit und erwischen den Zug erst wieder am Hp Nagytanya. Dort ist offensichtlich der Lokführer über den regen Fahrgastandrang nicht so sehr erfreut, eine "Zielbremsung" kann man es auf alle Fälle nicht nennen, die ihn mitsamt seiner Fuhre genau auf dem Bahnübergang zum Halten bringt.




Absolutes "Highlight" der Strecken um Nyíregyháza ist meiner Meinung nach die Ortsdurchfahrt Kótaj. Allerdings könnte diese auch zum "Todesurteil" für die Bahn werden. Auf Grund der vielen Bahnübergänge ist die Geschwindigkeit des Zuges hier sehr gering.




Eine Besonderheit der Bahn sind die vielen großen Kreuzungsbahnhöfe, die teilweise mit Lichtsignalen gesichert sind/waren. Genutzt werden sie aber planmäßig überhaupt nicht mehr. Teilweise sind die Signale abgeschaltet, teilweise werden sie einfach ignoriert. Wäre sehr interessant, wenn da mal jemand genauere Angaben zur Betriebsdurchführung hätte ;-)
Der Bahnhof Tiszatelek hat sicherlich auch schon seine "große Zeit" hinter sich, dennoch sind immerhin 3 Hauptgleise und ein Nebengleis erhalten geblieben.




Wenige Minuten später erreicht dieser Zug den Endbahnhof Dombrád. Hier gibt es im Freigelände eine Fahrzeugausstellung. Das kleine Museum in einem Gebäude am Rande des Bahnhofs war leider nicht geöffnet, wir fanden auch keinen Hinweis auf eventuelle Öffnungszeiten.




Neben der Mk48 2020 sind zahlreiche Güter-, Personen- und Bahndienstwagen in Dombrád ausgestellt.




Der andere Endpunkt Balsa hat gleich mehrere Besonderheiten aufzuweisen. Zum einen das Gleisdreieck und zum anderen die Stichstrecke zum ehemaligen Fähranleger (Tisza-part) an der Theis. Dort sind auch noch Reste der ehemaligen Brücke über die Tisza zu erkennen, die im II. Weltkrieg gesprengt wurde. Damit war die Schienenverbindung zum nördlich gelegenem Netz von Sárospatak gekappt, dieses wurde dann im Jahre 1980 stillgelegt. Auf Resten dieses Netzes gibt es heute wieder schmalspurigen Eisenbahnbetrieb, dazu aber später.

Der "Bäderzug" verkehrt allerdings nur im Sommer, Anfang September ist dann Saisonende und man spart sich die ca. 600m geschobene Fahrt. Deshalb hier ein Bild aus dem Mai 2004. Links hinter den Bäumen befindet sich die Theiß, deren Hochwasser in "schöner Regelmäßigkeit" bis auf die Höhe der Gleise kommen. Standpunkt für dieses Foto war übrigens der ehemalige Damm in Richtung Theiß-Brücke.




Wieder im September 2007 der Blick aus Richtung "Strandbahnhof", rechts zweigt ein Schenkel des Gleisdreiecks ab, der gleichzeitig in Richtung Lokschuppen führt.




In Balsa, wie auch in einigen anderen Bahnhöfen, wurden in den letzten Jahren schmiedeeiserne Erinnerungstafeln angebracht. Dieses erfolgte meistens zu den alljährlichen Besuchertagen, im Netz von Nyíregyháza ist das immer der zweite Samstag im September.




Kommen wir nun zum namengebenden Ausgangspunkt Nyíregyháza. Hier "versteckt" sich die Schmalspurbahn etwas vor dem monumentalen in den achtziger Jahren neu gebautem Empfangsgebäude. Der Bahnsteig der Schmalspurzüge liegt einige Meter abseits in Richtung Busbahnhof, so als wenn man die Kleinbahnzüge nicht gern vor dem eigentlichem Bahnhof sieht. Dementsprechend schwer ist dort auch eine "Durchfahrt" zwischen den weit ab liegenden Abstellgleisen und dem Bahnsteig Richtung Balsa/Dombrád zu fotografieren.




Damit genug von diesem Netz. Ich hoffe, daß es noch ein paar Jahre bestehen bleibt, genügend unfotografierte Motive gibt es dort noch zuhauf.

Zum Abschluß noch ein paar Aufnahmen von zwei weiteren Strecken, denen wir aber nur einen Kurzbesuch abstatteten. Auf den erwähnten "Resten" des Netzes Sárospatak befindet sich ein Teil der Waldeisenbahn Pálháza die auf etwa 10 Kilometern Streckenlänge bis zum mitten im Wald gelegenen Endpunkt Rostalló führt. Auf dem weitaus größerem Teil des in den achtziger Jahren abgebauten Netzes -das auf weiten Strecken neben der Straße verlief- wird übrigens inzwischen ein Radweg angelegt. Scheinbar ein europäisches Phänomen: Eisenbahnstrecken zu Radwegen...

Zurück nach Pálháza, hier wird der regelmäßig verkehrende Zug mit etwa 20 Minuten Verspätung bereitgestellt. Diese wird aber durch Ausfall des viertelstündigen Halts im "Betriebsbahnhof" Pálháza-Ipartelep wieder wettgemacht.




Interessantes Detail dieser Strecke: Größtenteils wird im "ökologisch korrektem Gravitationsbetrieb" gefahren! Sprich "Bremse lösen und ab geht's". Und dabei führt die Fahrt u.a. durch einen kleinen Tunnel, hier ist Vorsicht geboten, da das Lichtraumprofil wirklich nur für die Fahrzeuge und nicht für darüber hinaushängende Hände, Köpfe, etc. reicht.




Während das eine Tunnelportal ausgemauert ist, wurde das andere in seiner natürlichen Form belassen. Und das alles auf ca. fünfzig Metern Länge.




Zur Mittagspause wird der Zug einfach im Endbahnhof Pálháza stehen gelassen und die Lok fährt solo zum Bahnhof Ipartelep, wo sich auch ihr Domizil befindet - "Kleinbahn-Romantik" live.




Letztes schmalspuriges Ziel unserer Tour war die derzeit wieder aufzubauende Strecke Szob - Márianosztra.




Auf dem größten Teil der Strecke ist das Planum hergestellt und teilweise sind Schwellen und Schienen verlegt. Hier noch zwei Aufnahmen vom Endbahnhof Márianosztra.






Ob die Verlängerung zur Strecke Nagybörzsöny - Nagyirtás auch noch realisiert werden soll kann ich nicht sagen. Es wäre dann eine ca. 30 Kilometer lange Strecke wieder aufgebaut, die durch eine einfach geniale Streckenführung mit mehreren Spitzkehren beeindruckt.

Während es bei unserem Besuch am 21. September auf den Baustellen "verdächtig ruhig" aussah, tauchten Anfang Oktober neue Fotos vom Fortgang der Bauarbeiten auf. Der befürchtete Baustopp ist also nicht eingetreten. Vielleicht kann man ja im Jahr 2008 schon auf dieser Strecke fahren. Das wäre neben den vielen anderen schönen Schmalspurstrecken ein lohnender Grund für einen erneuten Besuch in Ungarn. Vielleicht kann ich Euch dann wieder mit ein paar Fotos aus dieser Region erfreuen.

Zum Abschluß noch ein Literaturtipp: 1999 erschien im Eigenverlag von Thomas Allgaier der "Reiseführer zu den Schmalspurbahnen in Ungarn" (ISBN 3-88490-233-4). Mir war dieses Buch eine unentbehrliche Hilfe beim Besuch dieser Strecken und zum Erstellen dieser Reiseberichte.

 

Drehscheibe Online Foren 0801 - Auslandsforum classic [HU] Schmalspuriges außerhalb Budapest - Teil 2 (22 B)

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